Kiesgrube Baindt - Planungen des RVBO im größten zusammenhängenden Waldgebiet in Oberschwaben (Altdorfer Wald)

Übersicht:
Der Altdorfer Wald, das größte zusammenhängende Waldgebiet in Oberschwaben, ist einer der entscheidenden Faktoren für eine lebenswerte Heimat im Landkreis Ravensburg. Er liefert Sauerstoff zum Atmen, filtert hunderttausende von Tonnen an Staub und CO2, ist Helfer beim Klimaschutz, hat starken Einfluss auf  das regionale Klima, speichert Regenwasser in unvorstellbaren Mengen, liefert Trinkwasser von allerbester Qualität, ist Naherholungsgebiet, Abenteuerspielplatz und  ein wichtiger Faktor für die Forstwirtschaft vor Ort.
Durch die vorgestellten Planungen des RVBO sind nicht nur einzelne dieser Faktoren gefährdet sondern der Altdorfer Wald in seiner gesamten Funktion für die Region. Es ist erstaunlich und besorgniserregend wie Interessensverbände und Kieslobbyisten mit einem über 10000 Jahre alten Naturjuwel umgehen und den systematischen Raubbau vorantreiben. Es ist an der Zeit diesen Vorgang zu stoppen und unserer Nachwelt dieses lebenspendende Naturgut zu erhalten.

Planung:
Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben hat in der "Fortschreibung des Regionalplan" dieses markierte Gebiet als weiteres Kiesabbaugebiet auserkoren.
Die bisher vorhandene Kiesgrube hat eine Fläche von rund 10 ha

Auswirkung:
Auf einer geplanten Fläche von 25ha (Erweiterung und Sicherungsgebiet) müssen dafür rund 20000 Bäume abgeholzt werden und eine mögliche Wasserspeicherung von bis zu 75 Millionen Liter gehen verloren.
Laut einer Studie der Landesregierung Vorarlberg gehen bis zu einem Drittel des abgebauten Kies im Landkreis Ravensburg in den Export nach Österreich und in die Schweiz, Tendenz stark steigend, wo der Kiesabbau durch massive Schutzverordnungen zum Schutz des Grund- und Trinkwassers wesentlich teurer ist und größtenteils verboten wird.
Der Kiestransport wird größtenteils auf Kreis- und Landstraßen durchgeführt, die für diese Belastung in keinster Weise ausgelegt sind. Ortsdurchfahrten gefährden hier massiv die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung. 

Aktionen und derzeitiger Stand
 

Der Verein "Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald" macht die Bevölkerung in Oberschwaben auf dieses Thema durch Film- und Infoabende, Flugblätter, Anzeigen in den Printmedien sowie auf seiner Homepage aufmerksam.In einer Onlinepetition wird die Ausweisung des "Altdorfer Wald" zu einem Landschaftsschutzgebiet gefordert. Über 13000 Unterschriften, die größte Petition im Landkreis Ravensburg, wurden am 2.Juli 2020 dem Landrat von Ravensburg übergeben. Beiliegend die Aufforderung den Altdorfer Wald als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen, und im Ausweisungstext den weiteren Kiesabbau zu verbieten. Dies hat der betreffende Landkreis bereits in einem anderen Schutzgebiet schon so vorgenommen. Der Unterschriftenübergabe stimmte der Landrat Sievers nur unter der Bedingung zu, dass keine Presse oder andere Medien anwesend waren.
Bis zum heutigen Datum, Stand Dezember 2020, gibt es nahezu keine Hinweise oder Erörterungen in welchem Stadium sich dieser Antrag befindet. Auch schriftliche Anfragen, bereits 3x, wurden bisher einfach ignoriert.
Stattdessen werden in den örtlichen Medien Nebelkerzen von einem regionalen Grünzug, ein völlig unzureichendes Planungsinstrument des RVBO und einem Naturpark gezündet. Wohlwissend dass dieser auf Landschaftsschutzgebieten basiert. Außerdem wird so die eigene Verantwortlichkeit einfach abgeschoben. Des weiteren hat der Landrat bis heute nicht von der im Naturschutzgesetz hinterlegten Möglichkeit, ein Gebiet für 2 Jahre unter vorläufigen Schutz zu stellen, Gebrauch gemacht.
Der RVBO setzt desweilen seine Planungen unbeirrt und in unverändertem Ausmaß fort. Es ist keinerlei Überdenken oder Neubewerten der aktuellen Situation erkennbar.

Hier der Link zur Petition: https://www.openpetition.de/petition/online/hilf-mit-den-altdorfer-wald-zu-schuetzen

Drei Vereinsmitglieder machten sich im Juli auf den Fussmarsch "vom Schussental nach Stuttgart für den Altdorfer Wald". Dabei kam es zu einem Besuch beim Bürgermeisters von Münzingen, dem Herrn Münzig, einer der Initiatoren des ersten Biosphärengebiet in Baden-Württemberg, der Schwäbischen Alb. Dieser unterstützte die Aktionen des Vereins. Um ein Biosphärengebiet oder einen Naturpark zu realisieren, sei es dringend erforderlich erst einmal das Kerngebiet unter Schutz zu stellen. Der Antrag eines LSG für den Altdorfer Wald ist somit der richtige Weg.
Der Fussmarsch endete mit Besuchen im Umwelt- und Staatsministerium. Dabei wurde die Petition mit 13000 Unterschriften ebenfalls übergeben. Hier wurde dem Verein von den jeweiligen Referatsleitern Unterstützung versprochen

Die SPD-Fraktion im Kreistag des Landkreises Ravensburg hat einen offiziellen Antrag (Januar 2020) zur Ausweisung des "Altdorfer Wald" als Landschaftsschutzgebiet gestellt. Bisher haben die Gemeinden Baienfurt, Baindt und Bergatreute sich diesem Antrag, nach jeweiliger Abstimmung in den Gemeinderatssitzungen, angeschlossen. In den Gemeinden Wolfegg, Vogt, Schlier und Waldburg bekam der Verein die Möglichkeit seine Argumente und Sichtweise dem Gemeinderat vorzustellen. Trotz teilweiser negativer Beschlussvorlagen und dem erheblichen Widerstand der jeweiligen Bürgermeister wurde in all diesen Gemeinden per Gemeinderatsbeschluss eine Unterstützung des Antrags auf ein Landschaftsschutzgebiet Altdorfer Wald angenommen. Einige Gemeinden formulierten einen eigenständigen Antrag und forderten dabei das Landratsamt auf endlich in dieser Sache aktiv zu werden. Es gibt leider noch immer einige Gemeinden, speziell angrenzend an den Altdorfer Wald, welche sich noch immer hinter kommunalpolitischen Anfragen, Winkelzügen und Verzögerungen von Abstimmungen verstecken, um ja nicht eindeutig Stellung beziehen zu müssen.

Der Landrat nimmt keinerlei Position ein und möchte erst einmal die Bevölkerung mit einbinden. Selbst über 13000 Unterschriften haben ihn noch immer nicht bewogen mit dem Verein, ein mehrfach in Aussicht gestelltes Gespräch, zu führen. Auch sonst widersprechen seine Ausführungen und wenigen Informationen nicht dem Auftrag welcher im Naturschutzgesetz im §2 hinterlegt ist:
"Die Behörden des Bundes und der Länder haben im Rahmen ihrer Zuständigkeit die Verwirklichung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu unterstützen."

Die Fraktionsvorsitzenden der beiden größten Fraktionen sehen den Antragszeitpunkt ( Stand Juli 2020) für diese Maßnahme als ungünstig bzw. stellten die weitere Möglichkeit eines Kiesabbaus auch in einem Landschaftsschutzgebiet in den Vordergrund. Keine der Fraktionen (außer der SPD) sprachen sich bisher für den Schutz von Natur, Flora und Fauna sowie den speziellen Schutz von Trinkwasser im Altdorfer Wald aus.
Im November 2020 konnten sich die Fraktion von FWV und CDU im Kreistag endlich dazu durchringen einen Antrag einzubringen. Dabei soll geprüft werden, ob ein kleiner Teil des Altdorfer Wald, der Waldburger Rücken - der markante und geomorphologisch einmalige Höhenzug im Wald - als Schutzgebiet ausgewiesen wird. Dabei würden dann lediglich 350 ha von geforderten 8300 ha berücksichtigt.

Der Petitionsausschuss des Landtages von Baden-Württemberg hat die beiden Petitionen des Vereins, Verbot des Kiesabbaus im Altdorfer Wald und Ausweisung eines LSG, an das Wirtschafts- und Umweltministerium zur Klärung im Dezember 2020 weitergeleitet. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass rund 95% der Petitionen negativ abgeschlossen werden. Eine Weiterleitung ist daher schon ein Teilerfolg.
MP Kretschmann sieht die Angelegenheit derzeit beim Umwelt- und Wirtschaftsministerium in guten Händen. Ausführendes Organ der Planung sei der RVBO. Er sehe derzeit weder einen Bedarf noch eine Möglichkeit sich als Ministerpräsident in diese Sache einzumischen. Er versprach im Dezember 2020 jedoch, sich noch in die Angelegenheit einzulesen. Der Altdorfer Wald ist etwa 50km Luftlinie von seinem Wohnort entfernt.

Die ansässige Industrie- und Handelskammer sieht den Kiesexport nach Österreich und und in die Schweiz wie auch die ansässigen Kiesunternehmer nur als einen kleinen Bruchteil der im Kreis Ravensburg geforderten Kiesmenge an.
In einem Zeitungsinterview Anfang Dezember 2020 gibt nun erstmalig auch der Präsident des Regierungspräsidium Tübingen, Klaus Tappeser, öffentlich zu, das die Kiesexportquote zwischen 8 und 15% liegt. Zahlen welche bisher sowohl von der Kieslobby, der IHK, dem Landratsamt als auch vom Vorsitzenden des RVBO Franke vehement bestritten wurden. Der Hinweis auf Einfuhren von Steinen aus Österreich und der Schweiz kann anhand der Zahlen widerlegt werden.
Ausfuhr ca. 1,5 Millionen Tonnen und Einfuhr ca. 35000 Tonnen.

Noch weiter geht derzeit der RVBO als planende Institution. Vehement wird darauf hingewiesen, dass es keine offizielle Exportzahlen gibt und auch sonst keinerlei Zahlen zu diesem Thema vorhanden sind. Die Ausführungen der Vorarlberger Landesregierung, bestätigt durch die Zollbehörden, sowie veröffentlichte Zahlen des Landeshauptmann von Vorarlberg werden selbst bei öffentlichen Veranstaltungen als "einfach nicht vorhanden" deklariert. 
Es erscheint daher auch nicht verwunderlich, dass sämtliche Planungen mit den eigenen Leitsätzen zur Nachhaltigkeit im Widerspruch stehen.
Auswirkungen der Planungen des Regionalverband-Bodensee-Oberschwaben sind in diesem Video ersichtlich: https://www.youtube.com/watch?v=Mmp8FEuKCsc

Informationen
Weitere Informationen auf der Vereinshomepage: www.altdorferwald.org
Fragen rund um den Kiesabbau im Altdorfer Wald werden mittels kleinen Infovideos erläutert unter: https://www.youtube.com/channel/UCJnhkewZqqKPB2x3Zu973Xg

Informationen
Weitere Informationen auf der Vereinshomepage: www.altdorferwald.org
Fragen rund um den Kiesabbau im Altdorfer Wald werden mittels kleinen Infovideos erläutert unter: https://www.youtube.com/channel/UCJnhkewZqqKPB2x3Zu973Xg

Waldschadenskategorie
Konflikt-Wald
Schutzgebietstyp
kein Schutzgebiet
Festgestellt am
Do., 01.11.2018
Flächengröße in Hektar
>10
Koordinaten
47.843366298169, 9.6825417170192,
Bürgerinitiative aktiv
Ja