2011 Gefällte Höhlenbuchen Viernheimer Staatswald EU VSG 6417-450 Abt.304

Hier ein Beispiel von rücksichtslos verfolgten Holzinteressen gegenüber vernachlässigten Natur-und Artenschutzbelangen, im Staatsforst Hessen.
Bewirtschafter Hessen-Forst Lampertheim: Höhlenbaumeinschlag zur Brennholzvermarktung.

Die Fotos vom 30.11.2011 unten zeigen die noch stehenden Höhlenbuchen, wurden dann im Dezember gefällt.
Hessen-Forst Lampertheim fällt seit Jahren gewohnheitsmäßig alte Höhlenbuchen und -eichen im EU Natura 2000 EU-Vogelschutzgebiet 6417-450 „Wälder der südlichen hessischen Oberrheinebene“.

Als das damals mal deutlich bei einer Waldbegehung reklamiert wurde, meinte das Forstamt lapidar "es gibt zu viele Höhlenbuchen, wir brauchen Holz, ist vor allem auch Wirtschaftswald und wir können nicht alles stehen lassen".
Es lässt aber seit Jahren zu wenig an Höhlenbäumen und Totholz stehen. Und das hat negative Auswirkungen für den Artenschutz.
So werden seit Jahren auch im FFH Reliktwald Lampertheim nebenan die wertvollsten Brut-und Lebensstätten besonders geschützter Arten abgeholzt und als Brennholz vermarktet. Denn wenn ein Spechtloch in einer Buche zu sehen ist, dann befürchtet das Forstamt wohl baldigen Werteverfall, also schnell noch ernten.
 
Hier ein Beispiel der "guten fachlichen Praxis" des Forstamtes Lampertheim
aus dem Viernheimer Staatswald 2011 im VSG, wo wie immer einige Höhlenbuchen mit gefällt wurden. Sogar eine Buche mit Schwarzspechthöhle (besonders geschützt) wurde nicht verschont. Aber das ist gängige Forstamts-Fällpraxis hier an der hessischen Bergstrasse: "Es wird gefällt was gefällt".

Im gesamten Viernheimer Staatswald dort wurde/wird nach Buchenholzplünderungen fleißig mit Nadelholz aufgeforstet, hauptsächlich Kiefern und Douglasien. Aber auch mit ökoschädlichen Roteichen etc.
Bei einer kurzen Waldbegehung damals 2012 sagte Hessen-Forst, dass es einen Waldumbau plane, weg von Buchen. Stattdessen hätte Kiefern- und Eichenkulturen Zukunft.
An Buchen würden eh nicht so viele Arten leben, meinte Hessen-Forst. Habe dann zum Forstamt gesagt, dass z.B. im FFH Reliktwald über 300 wissenschaftlich nachgewiesene Käferarten an alten Buchen leben würden, vor allem auch RL1 Urwaldkäfer. Auch die besonders geschützten Schwarzspechte oder Bechsteinfledermäuse bräuchten viele alte Höhlenbuchen. Daraufhin die Antwort "die haben dann halt Pech gehabt", das könne man nicht ändern. Buchen hätten keine Zukunft mehr.
Entsprechend wurden hiesige Buchen sukzessive eingeschlagen. übernutzt. Und besonders geschützte Arten  im gesamten Natura 2000 Wald dezimiert.

Nicht nur das FFH Gebiet sondern auch das EU Vogelschutzgebiet 6417-450 wurde durch diese rücksichtslose Forstwirtschaftsweise deutlich verschlechtert.
Kann man im letzten 2016 SPA-Monitoring-Bericht für das EU-Vogelschutzgebiet 6417-450 „Wälder der südlichen hessischen Oberrheinebene“ nachlesen.
Sämtliche Waldvogelarten verzeichnen gemäß dieses Berichtes einen deutlichen Rückgang.
Genannte Hauptursache darin: Mangels geeigneter Brut-und Höhlenbäume.
 

Hier kurze Auszüge aus dem Natura 2000 VSG Monitoring Vögel Nov 2016:

Zählt zu den 5 besten Brutgebieten Hessens für Schwarzspecht und Heidelerche
Hohe Siedlungsdichte von Grau-, Schwarz- und Mittelspecht u. Gartenrotschwanz, Wendehals

Wald Nord bei Bürstadt in GDE (Grunddatenerfassung 2004) als strukturreicher alter Laubholzbestand beschrieben. Durch Entnahme des Altbestandes fast alles verschwunden . Derzeit Jungwuchs Buche und Kiefern, mit einigen Buchenüberhältern.

Überall im Wald besorgniserregender Kronenzustand Eichen. Spätblühende Traubenkirsche verhindert Eichenverjüngung. Beobachtet wurde vermehrtes Einbringen von Roteiche (nicht für Spechte geeignet) .Traubenkirsche überall durch zunehmenden Lichtgenuss gefördert.

1.) Baumfalke
seit GDE (Grunddatenerfassung 2005)             Bestand halbiert             Erhaltungszustand von B auf C
Gefährdung durch Brutbaumfällung bzw. Entnahme ökologisch wertvoller Bäume, vor allem Kiefern (gilt auch für Rotmilan)

2.) Dohle
seit GDE              Erhaltungszustand C
Braucht alte großhöhlenreiche Laubwälder, vor allem Schwarzspechthöhlen
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume mit Schwarzspechthöhlen, zu geringer Anteil Altbäume
, flächenhaftes Absterben von Baumbeständen

3.) Gartenrotschwanz
seit GDE              Bestand Rückgang -27%               (Wald -60%)     Erhaltungszustand von A auf B
Hessenweit schlechter Erhaltungszustand RL2, VSG hier eines der wichtigsten Gebiete
Braucht totholzreiche laub-oder Mischwaldbestände mit vielen Specht-und Fäulnishöhlen (hier durch Nistkästenaufhängung in Viernheimer Heide verbessert)
Ursache im starken Waldrückgang reduzierte Höhlenbaumangebote! (angeblich durch Windwurf)
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume, zu geringer Anteil Altbäume, nicht einheimische Baum-u- Straucharten vor allem Späte Traubenkirsche
Maßnahme: wegen auffälligem starkem Rückgang im Wald sollten naturhöhlenreiche lichte alte Baumbestände gezielt erhalten werden. Aufhängen von Nistkästen wie in der Heide (dort +133%)

4.) Grauspecht
seit GDE              Bestand Rückgang 20% (im Laubwald)  Erhaltungszustand B
Braucht reich strukturierte alte  Laub-und Mischwälder (Buchenwald) mit altem Baumbestand und viel Totholz
Auffallend vor allem Rückgang in Laubwaldbeständen , durch "Verjüngung" und starkem Bodenbewuchs (Späte Traubenkirsche), durch starke Nutzung von Laubholzaltbeständen!
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume,
zu geringer Anteil Altbäume: Hohes Risiko durch zu starke Auflichtung!

flächenhaftes Absterben von Baumbeständen

5.) Hohltaube
seit GDE              Bestand Rückgang -50%                              Erhaltungszustand B
Braucht alte großhöhlenreiche Laubwälder mit großem Höhlenangebot (Schwarzspecht Höhlenzentren). Brütet nach Schwarzspecht, Dohle und Rauhfußbussard in dessen Höhlen und zieht bis in September Junge groß
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume mit Entnahme unter- und zwischenständiger Buchen,
zu geringer Anteil Altbäume: Zu starke Auflichtung!
flächenhaftes Absterben von Baumbeständen
Massnahme siehe Schwarzspecht

6.) Kleinspecht
seit GDE              Bestand Rückgang -44%               (Wald Hütt-VIE -60%)   Erhaltungszustand B
Braucht reich strukturierte alte  Laub-und Mischwälder (Buchenwald) mit altem Baumbestand und viel Totholz
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume mit Entnahme unter- und zwischenständiger Buchen,
zu geringer Anteil Altbäume: Zu starke Auflichtung!

flächenhaftes Absterben von Baumbeständen

7.) Mittelspecht
seit GDE              Bestand Rückgang -23%                              Erhaltungszustand A (bald auf B)
Braucht Laubwälder mit vorzugsweise Totholz
Gefährdung durch Entnahme ökologisch wertvoller Bäume: Schonung von Höhlenbäumen,
zu geringer Anteil Altbäume: Zu starke Auflichtung!
Habitatverlust durch standortfremde Baumarten z.B. Roteichen

flächenhaftes Absterben von Baumbeständen

8.) Pirol
seit GDE              Bestand Rückgang -68%               Erhaltungszustand von A auf B
Braucht lückige alte Eichen-Hainbuchenwälder
Hier eines der wichtigste Gebiet für Pirol
Gefährdung durch starken Holzeinschlag im Norden dort verschwunden
Maßnahme: Erhaltung alter Baumbestände

9.) Schwarzspecht
seit GDE              Bestand Rückgang -8% (Wald Hütt-VIE -20%) Erhaltungszustand B
Gefährdung durch Starke Auflichtung der Buchenbestände! Befürchtete Auflösung der Buchenbestände, Entnahme unter- und zwischenständiger Buchen.
zu geringer Anteil Altbäume: Zu starke Auflichtung!
flächenhaftes Absterben von Baumbeständen. Nicht einheimische standortfremde Baumarten.

Häufig gepflanzte, schnell wachsende fremdländische Roteichen sind nicht geeignet für Schwarzspechte etc.

10.) Waldlaubsänger
Starke Bestandsrückgänge von -60%! Deshalb hier erfasst
GDE nicht erfasst            Erhaltungszustand C
Bevorzugt geschlossenen Buchen-Eichenbestände mit freiem Stammraum. lichter Buchenunter- oder -zwischenstand, ohne Bodenvegetation
Siedlungsdichte unter Hessen Durchschnitt
Gefährdung Holzeinschlag zur Brutzeit!
Zu geringer Anteil Altbäume und zu starke Auflichtung der Brutbestände

Maßnahme: Erhaltung alter Baumbestände

11.) Wendehals (RL H 1)
seit GDE              Bestand Rückgang -50%               (Wald 50-73%)                 Erhaltungszustand von A auf B
Braucht lichte Waldstrukturen auf sandigem Grund mit viel Höhlen.
Gefährdung Natürliches Höhlenangebot spürbar reduziert (angeblich durch Windwurf)
Verbuschung durch Späte Traubenkirsche
Massnahme Alte Waldbestände sollten möglichst lang erhalten bleiben. Erhalt von höhlenreichen Waldbeständen

12.) Wespenbussard
GDE nicht erfasst                            Erhaltungszustand B
Braucht Laub-und Mischwaldbestände angrenzend zu Kalamitätsflächen. Verlichtete alte Waldbestände von hoher Bedeutung
Gefährdung Viele Altholzbestände wurden für Holznutzung weiter aufgelichtet.
Die größte Gefahr geht vom frühen Laubholzeinschlag im August aus.

etc.
Im Monitoringbericht werden deutlich Erhaltungsmassnahmen gefordert, was aber eine völlige Wende von bisheriger Forstwirtschaftsweise bedeuten würde. Kaum vorstellbar bei Hessen-Forst Lampertheim
Man kann dem Vogel-Monitoringbericht 2016 ganz deutlich entnehmen, dass vor allem Forstwirtschaft am Rückgang/Verschlechterung der zu schützenden Vogelarten schuld ist.

Deutlich wird darauf hingewiesen, dass mehr Höhlenbäume sowie ältere Buchen und Eichen erhalten werden müssten. Dass nicht nach Mitte April noch in Laubwald eingeschlagen werden sollte und auch nicht schon im August...Dass Buchen und Eichen noch in der grün belaubten Phase (im Saft stehend) eingeschlagen werden, ist aber auch im FFH Gebiet alljährliche Hessen-Forstpraxis.

Stand auch im Monitoring-Bericht, dass ein möglichst langer Dichtstand vom Forstamt beachtet werden sollte, um die weitere schädliche Ausbreitung der Späten Traubenkirsche zu verhindern.

Leider wirtschaftet das Forstamt aber weiter "auflichtend", baut weiter Wald mit Kulturen schädlich um, nennt schädliche Buchenwaldauflichtungen neuerdings "Lichtökologie".

Waldschadenskategorie
Konflikt-Wald
Schutzgebietstyp
Naturschutzgebiet
Festgestellt am
Mi., 30.11.2011
Flächengröße in Hektar
>10
Koordinaten
49.565753586389, 8.5446106169565,
Bürgerinitiative aktiv
Nein
2011 Gefällte Höhlenbuchen Viernheimer Staatswald EU VSG 6417-450 Abt.304

Hier ein Beispiel von rücksichtslos verfolgten Holzinteressen gegenüber vernachlässigten Natur-und Artenschutzbelangen,

49.565753586389, 8.5446106169565